Plettenberg, 16.2.2020: Es war die gefühlt vermutlich unnötigste Niederlage seit langem. Gegen den Tabellenführer aus Bochum gab unsere 1. Mannschaft den Sieg aus der Hand, der in jedem Fall möglich war. Dirk Jansen berichtet:

Natürlich gehören zu einem Mannschaftkampf immer 8 Partien, doch am Ende waren es zwei Partien, die das Zünglein an der Waage spielen sollten, gleichwohl natürlich Siege und Niederlagen in den anderen Partien die gleiche Rolle spielten. Doch die Dramaturgie der Ereignisse hinterließ das bereits erwähnte Bild:
Beide Mannschaften hatten eine schlagkräftige Truppe ausgestellt und es entwickelten sich schnell spannende Partien. So eröffnete Hans Klip mit 1.f4, was seinen Gegner Marlon Schlawin zu fünfminütigem Denken schon vor dem ersten Zug brachte. Marc Schulze war dann leider der erste, der seine Partie beenden musste. Gegen Felix Werthebach hatte er früh schlecht gestanden. Das Leningrader System der Holländischen Verteidigung ist ein sehr probates Mittel gegen das Londoner System anzukämpfen und dies gelang Werthebach überzeugend. Kurze Zeit später schaffte Dirk Jansen am 8. Brett gegen den Jugendlichen Florian Biermann den Ausgleich. Schon früh konnte er mit Weiß in der Taimanov-Variante der Sizilianischen Verteidigung einen Entwicklungsvorsprung erarbeiten. Biermann gab einen Bauern zur Vollendung seiner Entwicklung, griff dann aber taktisch fehl, was Jansen überzeugend ausnutzen konnte.
Jeroen Bosch konnte mit seinem Remis gegen den starken Willy Hendriks zufrieden sein – mehr war an diesem Tag nicht drin. Leider musste Dries Wedda, den Willy Hendriks dankenswerterweise mitgenommen hatte, gegen Lenhard Biermann aufgegeben. Zwar hatte er in der katalanischen Eröffnung einen Bauern gewonnen, doch sah er sich einigen Angriffen seines Gegners ausgesetzt, die ihn viel Bedenkzeit kosteten. In taktisch nach wie vor komplizierter Stellung mit wenig Zeit auf der Uhr war leider die Stellung nicht mehr zu halten.
Alex Browning gelang am dritten Brett gegen Konstantyn Tkachuk am Ende sehenswert der Ausgleich. Nach der Eröffnung stand er noch etwas gedrückt, konnte sich aber gut befreien und schließlich einen Königsangriff in Bewegung setzen, der zwar nicht direkt durchschlug, aber die Stellung so öffnete, dass er mit Läufer und Dame gegen Springer und Dame einen wichtigen Bauern gewinnen konnte und schließlich sogar unter Gewinn eines zweiten Bauern in ein Bauernendspiel abwickeln konnte, das sich Tkachuk nicht mehr zeigen ließ.
Thorsten Haub hatte am ersten Brett gegen Jens Kotainy in der französischen Verteidigung einen Bauern geopfert, um in ein Turmendspiel mit ungleichfarbigen Läufern zu gelangen. Dies führte er gegen den starken Kotainy gekonnt ins Remis.
Als dieses Remis feststand, war leider am 4. Brett passiert, was die Zuschauer nicht mehr erwartet hatten. Hans Klip hatte Marlon Schlawin sehenswert in die Defensive gedrängt. Ein Läufereinschlag auf h6 sowie ein weiterer Bauerngewinn auf e6 sowie eine gute Angriffsstellung schienen einen klaren Sieger dieser Partie hervorzubringen. Doch ein direkter Gewinn war nicht zu sehen und im Getümmel gegenseitiger kleiner Drohungen übersah Hans dann beim Schlagen eines Bauern eine Springergabel, die zu einem Figurenverlust führte. Hans verteidigte die Stellung schließlich im Endspiel mit Dame und zwei Bauern gegen Springer, Dame und zwei Bauern zäh, musste aber schließlich aufgeben. Da Aleksej Litwak zeitgleich eine Stellung auf dem Brett hatte, die zumindest nicht zu verlieren war, hatte es mit Hans‘ potenziellem Sieg nach einem 4,5:3,5 für uns ausgesehen, doch nun musste Aleksej gewinnen, um das Teamremis zu retten. Er gab alles und konnte schließlich einen Freibauern erzeugen, der in einen Figurengewinn mündete. Doch sein Gegner, Sergig Tkachuk, blieb zäh und leider versäumte Aleksej die eine oder andere gute Chance zum Sieg – wobei auch Tkachuk vor seinem Figurenverlust eine taktische Siegchance liegen gelassen hatte – und so gelang es Tkachuk Litwaks Bauern einzusammeln und am Ende eine Stellungswiederholung zu erzwingen.

So sind wir statt Vierter in der Tabelle nun geteilter Siebter und müssen am 8.3 nach Essen fahren, um dort notwendige Punkte gegen den Abstieg zu ergattern. Nur sieben Siegpartien in fünf Spielen in dieser Saison zeigen, dass wir nicht ganz unberechtigt in dieser Situation sind. Bochum wird der Aufstieg nach diesem glücklichen Sieg nicht zu nehmen sein.